„Ukrainer“ – Versionsunterschied

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Im späten 18. Jahrhundert expandierte infolge der russischen Siege über die Osmanen der Siedlungsraum der Ukrainer, genau wie der der Russen, bis an das [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]], wobei die ukrainischen Kosaken als Ausgleich für die Aufhebung ihrer Autonomie auch neue Gebiete im [[Krasnodar]]- und [[Stawropol]]-Gebiet besiedeln durften. Ein ukrainischer kultureller und sprachlicher Einschlag ist in diesen südrussischen Gebieten noch heute spürbar.
Im späten 18. Jahrhundert expandierte infolge der russischen Siege über die Osmanen der Siedlungsraum der Ukrainer, genau wie der der Russen, bis an das [[Schwarzes Meer|Schwarze Meer]], wobei die ukrainischen Kosaken als Ausgleich für die Aufhebung ihrer Autonomie auch neue Gebiete im [[Krasnodar]]- und [[Stawropol]]-Gebiet besiedeln durften. Ein ukrainischer kultureller und sprachlicher Einschlag ist in diesen südrussischen Gebieten noch heute spürbar.


Die Selbstbezeichnung der Ukrainer blieb bis ins 19. Jahrhundert Russen bzw. Ruthenen (русини). Von kirchlicher und offizieller Seite wurden sie im [[Russisches Kaiserreich|Russischen Reich]] [[Kleinrussland|Kleinrussen]] (малороссы) genannt, da dort eine Konzeption der drei Zweige des russischen Volkes (Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen) vorherrschte. Im Zuge des romantischen Nationalismus des 19. Jahrhunderts entwickelte sich zuerst auf den ukrainischen Territorien des Russischen Keiserreiches und dann in [[Galizien]], das Teil [[Österreich-Ungarn]]s war, eine Konzeption der Eigenständigkeit des ukrainischen Volkes. Auf der Grundlage des süd-ostlichen Dialektes<ref>http://wwwg.uni-klu.ac.at/eeo/Ukrainisch.pdf</ref> wurde eine standardisierte Literatursprache geschaffen, die sich vom Russischen deutlich unterschied. Auch das Wort Ukrainer, in den vergangenen Jahrhunderten in der Bedeutung "Bewohner des Grenzgebiets", begann sich als neues Ethnonym durchzusetzen. Parallel existierte in Galizien bis zum Ersten Weltkrieg eine pro-russische kulturelle Bewegung, die jedoch während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] entweder durch österreichische Repressalien oder durch Abwanderung mit der zurückweichenden russischen Armee weitgehend verschwand.
Die Selbstbezeichnung der Ukrainer blieb bis ins 19. Jahrhundert Russen bzw. Ruthenen (русини). Von kirchlicher und offizieller Seite wurden sie im [[Russisches Kaiserreich|Russischen Reich]] [[Kleinrussland|Kleinrussen]] (малороссы) genannt, da dort eine Konzeption der drei Zweige des russischen Volkes (Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen) vorherrschte. Im Zuge des romantischen Nationalismus des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine Konzeption der Eigenständigkeit des ukrainischen Volkes, die im österreichisch beherrschten [[Galizien]] auf eine Unterstützung der Behörden bauen konnte. Nach und nach konnten die ukrainischen Intellektuellen eine standardisierte Literatursprache erschaffen, die Unterschiede zum Russischen aufwies. Auch das Wort Ukrainer, in den vergangenen Jahrhunderten in der Bedeutung "Bewohner des Grenzgebiets", begann sich als neues Ethnonym durchzusetzen. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges dauerte der Identitätsstreit in den Reihen der ukrainischen Elite, deren Teile die Ukrainer als eine Gruppe des gesamtrussischen Volkes betrachteten, während andere die Eigenständigkeit hervorhebten. Die pro-russische kulturelle Bewegung in Galizien verschwand schließlich durch österreichische Repressalien oder durch Abwanderung mit der zurückweichenden russischen Armee im Ersten Weltkrieg. In den anderen Gebieten der Ukraine wurde der Kulturkampf schließlich durch die [[Bolschewiki]] beendet, die im Rahmen ihrer frühen Nationalitätenpolitik die Ukrainer als ein eigenständiges Volk definierten.


== Verteilung der Ukrainer nach Ländern ==
== Verteilung der Ukrainer nach Ländern ==

Version vom 21. Juni 2012, 14:03 Uhr

Ukrainischer Volkstanz Prywit (Привiт)

Ukrainer (früher Ruthenen, Kleinrussen) ist die Bezeichnung für ein slawisches Volk, das in der Ukraine die Bevölkerungsmehrheit bildet. Als Minderheit leben Ukrainer in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und als Auswanderer in vielen Staaten weltweit. Insgesamt gibt es etwa 46 Mio. Ukrainer.[1][2][3] Sie sprechen ostslawische Sprachen: Ukrainisch, Russisch und eine Mischsprache Surschyk.

Geschichte

Karte der Völker Osteuropas des tschechischen Ethnographen Lubor Niederle, 1920er Jahre. Das Siedlungsgebiet der Ukrainer ist dunkelgrün dargestellt. Sie selbst sind als Teil des gesamtrussischen Volkes ("Rusove") unter dem Namen Kleinrussen ("Malorusove") dargestellt
Ukrainische Dialekte

Das ukrainisch-weißrussische Grenzgebiet (Polesien) gilt als ein mögliches Ursprungsgebiet der Slawen insgesamt. Ostslawische Stämme wie Poljanen, Drewljanen, Sewerjanen, Wolhynier und Tiwerzen bewohnten im Frühmittelalter das Gebiet der Ukraine und verschmolzen zusammen mit anderen Ostslawen zur altrussischen Ethnie der Kiewer Rus. Als diese in Folge der Mongoleninvasion zerfiel, gelangten ihre westlichen Gebiete in die Einflusszone des Großfürstentums Litauen und später Polens. Dies verursachte sprachliche und kulturelle Unterschiede zwischen den Ostslawen, wobei die Übergänge bis ins 20. Jahrhundert geographisch sehr fließend blieben. Über die ukrainischen Kosaken, die in der südlichen Steppe am Dnepr lebten, nahm die ukrainische Nationalkleidung und Sprache auch turktatarische Elemente auf. Dennoch bewahrte der Großteil der Ukrainer den orthodoxen Glauben durch seine Zugehörigkeit zuerst zur autonomen Kiewer Metropolie des Konstantinopoler Patriarchates und ab dem Jahre 1686[4] zur Russisch-Orthodoxen Kirche. Im Westteil des ukrainischen Siedlungsgebiets übertraten jedoch große Bevölkerungsteile infolge des polnischen Druckes zum katholischen Glauben des byzantinischen Ritus.

Im späten 18. Jahrhundert expandierte infolge der russischen Siege über die Osmanen der Siedlungsraum der Ukrainer, genau wie der der Russen, bis an das Schwarze Meer, wobei die ukrainischen Kosaken als Ausgleich für die Aufhebung ihrer Autonomie auch neue Gebiete im Krasnodar- und Stawropol-Gebiet besiedeln durften. Ein ukrainischer kultureller und sprachlicher Einschlag ist in diesen südrussischen Gebieten noch heute spürbar.

Die Selbstbezeichnung der Ukrainer blieb bis ins 19. Jahrhundert Russen bzw. Ruthenen (русини). Von kirchlicher und offizieller Seite wurden sie im Russischen Reich Kleinrussen (малороссы) genannt, da dort eine Konzeption der drei Zweige des russischen Volkes (Großrussen, Kleinrussen und Weißrussen) vorherrschte. Im Zuge des romantischen Nationalismus des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine Konzeption der Eigenständigkeit des ukrainischen Volkes, die im österreichisch beherrschten Galizien auf eine Unterstützung der Behörden bauen konnte. Nach und nach konnten die ukrainischen Intellektuellen eine standardisierte Literatursprache erschaffen, die Unterschiede zum Russischen aufwies. Auch das Wort Ukrainer, in den vergangenen Jahrhunderten in der Bedeutung "Bewohner des Grenzgebiets", begann sich als neues Ethnonym durchzusetzen. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges dauerte der Identitätsstreit in den Reihen der ukrainischen Elite, deren Teile die Ukrainer als eine Gruppe des gesamtrussischen Volkes betrachteten, während andere die Eigenständigkeit hervorhebten. Die pro-russische kulturelle Bewegung in Galizien verschwand schließlich durch österreichische Repressalien oder durch Abwanderung mit der zurückweichenden russischen Armee im Ersten Weltkrieg. In den anderen Gebieten der Ukraine wurde der Kulturkampf schließlich durch die Bolschewiki beendet, die im Rahmen ihrer frühen Nationalitätenpolitik die Ukrainer als ein eigenständiges Volk definierten.

Verteilung der Ukrainer nach Ländern

Bevölkerungsanteil mit ukrainischer Nationalität nach Oblasten (Statistik 2001)
Ethnien in Moldawien
Land Anzahl der ukrainischen Einwohner Quelle
Ukraine Ukraine 37.541.700 [5]
Russland Russland 2.942.961 [6]
Brasilien Brasilien 950.000
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 890.000 [7]
Kanada Kanada 600.000 (300.000 reine Ukrainer, 1.200.000 mit teilweise ukrainischer Familie) [8]
Kasachstan Kasachstan 550.000 [9]
Moldau Republik Moldau 375.000 [10]
Argentinien Argentinien 305.000 [11]
Belarus Belarus 248.000 [12]
Paraguay Paraguay 130.000 [13]
Deutschland Deutschland 128.100 [14]
Italien Italien 107.118 [15]
Portugal Portugal 66.048 [16]
Spanien Spanien 65.262 [17]
Rumänien Rumänien 61.350 [18]
Slowakei Slowakei 55.000 [19]
Kirgisistan Kirgisistan 50.442 [20]
Lettland Lettland 45.699 [21]
Polen Polen 40.000 [22]
Turkei Türkei 35.000 [23]
Australien Australien 33.960 [24]
Aserbaidschan Aserbaidschan 30.000 [25]
Litauen Litauen 22.488 [26]
Estland Estland 22.300 [27]
Griechenland Griechenland 14.149 [28]
Kroatien Kroatien 1.977 [29]
Rest der Welt 140.000 (geschätzt)
Insgesamt 46.000.000

In Moldawien lebt ein Drittel der Ukrainer in Transnistrien, das sich 1992 von Moldawien lossagte. 28,9 % der Einwohner dort sind Ukrainer.

In Deutschland lebten Ende 2005 130.674 ukrainische Staatsbürger. 2004 wurden 3.844 eingebürgert.

In Portugal sind mehrere zehntausend Ukrainer hauptsächlich als Bauarbeiter beschäftigt.

In Kroatien leben die meisten Ukrainer in der Gespanschaft Brod-Posavina (in Slavonski Brod), der Gespanschaft Vukovar-Syrmien (in Vukovar) und in der Gespanschaft Sisak-Moslavina [2] .

Verwandte ethnische Gruppen

Es gibt mehrere Volksgruppen in Osteuropa, die in ihren Heimatländern aus unterschiedlichen Gründen nicht zu den Ukrainern gezählt werden. Diese Zuordnungen sind teilweise Grund heftiger Diskussionen. Die wichtigste Gruppierung bilden die Russinen (oft, vor allem in der Vergangenheit Ruthenen genannt). In der Ukraine und in Rumänien werden sie als Ukrainer betrachtet, in Polen, der Slowakei, Tschechien, Ungarn, Kroatien, Serbien, den USA und Kanada sind sie als eine von den Ukrainern getrennte nationale Minderheit anerkannt, werden aber auch in diesen Ländern von manchen Forschern als eine Untergruppe der Ukrainer klassifiziert.

Hauptartikel: Russinen

Siehe auch

Darstellung eines ukrainischen Kosakens beim Bandura spielen

Portal:Ukraine, Bandura (Instrument), Kosaken, Russen, Ukrainisch-orthodoxe Kirche - Kiewer Patriarchat, Ukrainisch-Orthodoxe Kirche Moskauer Patriarchats, Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche

Wiktionary: Ukrainer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Ukrainians – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ukrainian diaspora abroad makes up over 20 million
  2. 20 million Ukrainians live in 46 different countries of the world.
  3. 20 million Ukrainians living outside Ukrainian territory
  4. Wolfram von Scheliha: Russland und die orthodoxe Universalkirche in der Patriarchatsperiode 1589-1721. Wiesbaden, Harrassowitz Verlag, 2004 (S. 123 -131)
  5. Всеукраїнський перепис населення 2001 | English version | Results | General results of the census | National composition of population:
  6. Äåìîñêîï Weekly - Ïðèëîæåíèå. Ñïðàâî÷íèê ñòàòèñòè÷åñêèõ ïîêàçàòåëåé
  7. http://www.census.gov/prod/2004pubs/c2kbr-35.pdf
  8. Population by selected ethnic origins, by province and territory (2001 Census)
  9. http://www.ide.go.jp/English/Publish/Mes/pdf/51_cap1_2.pdf
  10. CIA - The World Factbook - Moldova
  11. Article | UCRANIA.com
  12. CIA - The World Factbook - Belarus
  13. Startseite
  14. Startseite
  15. Statistiche demografiche ISTAT
  16. A Imigração em Portugal,Comunidades lusófonas, Países do Leste da Europa
  17. http://www.ine.es/prodyser/pubweb/anuario06/anu06_02demog.pdf
  18. Informatii utile | Agentia Nationala pentru Intreprinderi Mici si Mijlocii
  19. CIA - The World Factbook - Slovakia
  20. GEF->Local Initiative Facility for Urban Environment,->Kyrgyz Republic
  21. [1]
  22. Poland: Stocks of foreigners (selected components) by major citizenships, 2000
  23. Informatii utile | Agentia Nationala pentru Intreprinderi Mici si Mijlocii
  24. http://www.crc.nsw.gov.au/statistics/Sect1/Table1p08Aust.pdf
  25. Azerbaijan Daily Digest
  26. Lithuania: Population by ethnic nationality* (2001)
  27. CIA - The World Factbook - Estonia
  28. http://www.migrantsingreece.org/transpartner/Tables.pdf
  29. SAS Output

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