Michael Richter (Dialogregisseur)

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Michael Richter (* 1942[1]) ist ein ehemaliger deutscher Dialogbuchautor und Dialogregisseur.

Leben und Wirken

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Michael Richter ist der Sohn der Schauspielerin Eva Richter, geb. Basch. Seine Halbgeschwister sind der als Schauspieler, Synchronsprecher und Moderator tätige Ilja Richter, die als Synchronsprecherin bekannte Janina Richter sowie Marina Richter.[1] Den Namen von Richters leiblichem Vater wollte seine Mutter zeitlebens nicht nennen. Michael erhielt später den Nachnamen seines Stiefvaters Georg Richter. Eva Richter versuchte ihre Kinder in der Nachkriegszeit als Dartsteller an Theatern in Berlin zu etablieren, so auch Michael Richter, der jedoch, wie sich Ilja Richter später erinnerte, bei seinem ersten Bühnenauftritt verstummte. Eine Karriere als Schauspieler wurde daher nicht weiter verfolgt.[2] Über Richters weiteren Werdegang ist nur wenig bekannt. Seine Arbeit im Bereich des Dialogbuchschreibens und der Synchronregie begann vermutlich, neben Matthias Müntfering und Hans-Jürgen Dittberner, als ein Hauptverantwortlicher für Synchronarbeiten bei der Berliner Legard Synchron. Später arbeitete er vorwiegend bei der ebenfalls in Berlin ansässigen Deutschen Synchron.

Neben Rainer Brandt und Karlheinz Brunnemann zählte Richter von den 1970er bis in die 1990er Jahre hinein im Bereich der Film- und Fernsehsynchronisation zu den Verantwortlichen, die in ihrer Arbeit an den deutschen Dialogbüchern öfter das sogenannte Schnodderdeutsch gebrauchten. Während der Arbeit an der Synchronisation wurden dabei Sprachwitze teils derber und überspitzter, frei in die deutsche Sprache übertragen oder auch humoristisch oder kommentierende Dialogzeilen dort eingebaut, wo sie im Originalton nicht zu finden waren. Richter betreute häufiger die deutschen Fassungen amerikanischer, italienischer und französischer B-Movies, Filmkomödien oder komödiantisch angehauchter Abenteuerfilme.[3]

Zu seinen bekanntesten Arbeiten als Dialogbuchautor und Dialogregisseur zählen Das Söldnerkommando von 1981[4] und die erste deutsche Synchronfassung des französischen Spielfilms Die Besucher von 1993.[5] Er zeichnete auch für die deutsche Lokalisierung einiger Fernsehserien verantwortlich, so schrieb er die Dialogbücher für Polizeirevier Hill Street (1981–1987),[6] führte unter anderem Dialogregie bei Remington Steele (1982–1987)[7] und war bei der ersten deutschen Fassung von Starsky & Hutch (1975–1979) für Buch und Regie verantwortlich.[8]

Während seiner Arbeit an der US-amerikanischen Komödie Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv von 1994 besetzte Richter erstmals Stefan Fredrich auf Jim Carrey, der seitdem Carreys Stammsprecher ist.[9]

Michael Richter war mit der deutschen Synchronsprecherin Karin Buchholz verheiratet, die er während der gemeinsamen Arbeit kennenlernte.[10][11]

Michael Richter ist nicht mehr in der Synchronbranche tätig und lebt nicht mehr in Deutschland.[12]

Arbeiten als Dialogbuchautor und -regisseur (Auswahl)

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Quelle: Deutsche Synchronkartei[13]

  • Starsky & Hutch (1975–1979) [1. Synchro] – Dialogbuch und -regie
  • Der Unsichtbare (1975–1976) – Dialogregie
  • Tennisschläger und Kanonen – I Spy – (1978) – [2. Synchro] – Dialogbuch und -regie
  • Lou Grant (1977–1982) [1. Synchro] – Dialogbuch und -regie
  • Polizeirevier Hill Street (1981–1987) – Dialogbuch
  • Remington Steele (1982–1987) – Dialogregie
  • Der Traumstein (1990–1995) [Zeichentrickserie] – Dialogregie

Einzelnachweise

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  1. a b Ilja Richter, Harald Martenstein: Spot aus! Licht an! – Meine Story. Hoffmann und Campe, Hamburg 1999, ISBN 978-3-455-11277-1, S. 30.
  2. Viola Roggenkamp: Tu mir eine Liebe – Meine Mamme. Jüdische Frauen und Männer in Deutschland sprechen von ihrer Mutter. Jüdische Presse, Berlin 2002, S. 90 ff.
  3. SYNCHRON. In: Cornelia Julius (Hrsg.): Theater anders. Verlag Medien & Kultur, Nürnberg 1979, ISBN 978-3-88240-011-3, S. 21.
  4. Das Söldnerkommando. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 23. April 2020.
  5. Die Besucher. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 23. April 2020.
  6. Polizeirevier Hill Street. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 23. April 2020.
  7. Remington Steele. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 23. April 2020.
  8. Starsky und Hutch. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 23. April 2020.
  9. Stefan Fredrich (Blog: Synchronsprecher persönlich). In: Die MediaPaten. Sprecheragentur Berlin, 9. März 2018, abgerufen am 23. April 2020.
  10. Johanna Ewald: Ein Besuch bei der Stimme von Helen Mirren und Tilda Swinton. In: Berliner Morgenpost. Berliner Morgenpost GmbH, 1. März 2016, abgerufen am 23. April 2020.
  11. Karin Buchholz. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 26. Oktober 2020.
  12. Stefan Fredrich - Interview mit der Stimme von Jim Carrey, John Turturro, Jar Jar Binks. Abgerufen am 16. November 2023 (deutsch).
  13. Michael Richter. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 19. August 2024.