Doppelmord von Notzing

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Der Doppelmord von Notzing ereignete sich am 30. März 2012 in Notzing, einem Ortsteil der oberbayerischen Gemeinde Oberding. Der Täter, der zum Tatzeitpunkt 21-jährige Christoph W., ermordete kurz hintereinander den 60-jährigen Franz Xaver R. und seine 54-jährige Ehefrau Heidi R., die Eltern seiner ehemaligen Verlobten Cornelia R., in deren Haus. Am 13. März 2013 verurteilte das Landgericht Landshut Christoph W. wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.[1][2]

Am Morgen des 30. März 2012 fuhr Christoph W. gegen 4:30 Uhr von seiner Wohnung in Freising aus zum Haus der Eltern seiner ehemaligen Freundin Carolin R., mit der er seit November 2009 liiert war. Im Februar 2010 hatten sie sich verlobt. Am 16. März 2012, zwei Wochen vor der Tat, beendete sie die Beziehung der beiden.[3][4]

Christoph W. stieg durch ein Kellerfenster in das Haus der Familie R. ein. Er wusste, dass zu diesem Zeitpunkt niemand zu Hause war, da der Vater seine Tochter zur Berufsschule fuhr und seine Frau als Reinigungskraft arbeitete. Danach ging er in die Küche und nahm sich ein Küchenmesser mit 15 Zentimeter langer Klinge. Gegen 8 Uhr kam Franz Xaver R. zurück nach Hause. Christoph W. lauerte ihm auf und stach mit dem Messer auf ihn ein. Franz R. versuchte, über die Treppe in das Obergeschoss des Hauses zu fliehen, doch Christoph W. holte ihn ein und stach erneut auf ihn ein. Im Anschluss schleppte er den Schwerverletzten in den Keller, wo er ein eisernes Kaminbesteck aus dem Partyraum des Hauses holte, damit auf Franz R. einschlug und ihn tötete. Daraufhin brachte er den Leichnam in den Partyraum und versuchte rund zwei Stunden lang, die bei der Tat entstandenen Blutspuren zu beseitigen. Gegen 10:30 Uhr kam Heidi R. zurück nach Hause. Auch sie wurde von Christoph W. überrascht und mit zahlreichen Messerstichen niedergestreckt. Danach brachte er sein noch lebendes Opfer in den Partyraum im Keller, wo er mit einem Handbeil, einem Wetzstahl und einem Schürhaken auf dessen Hals einschlug und es tötete.[5][6]

Um 16:30 Uhr kam Cornelia R., die laut der Staatsanwaltschaft „keine Kenntnis von den Mordplänen ihres ehemaligen Verlobten hatte“, von der Berufsschule zurück nach Hause. Christoph W. zwang sie mit einem Taschenmesser in ihr Zimmer und fesselte sie dort mit Kabelbindern. Nachdem sie ihn nach ihren Eltern gefragt hatte, führte er sie in den Keller und zeigte ihr die Leichen. Anschließend drohte er ihr damit, auch sie umzubringen, wenn sie ihm nicht bei der Vertuschung des Mordes und der Beseitigung der Leichen helfe.

Dies tat sie dann auch und schlug ihm vor, die Leichen zu verbrennen. Der Ofen des Partyraums war dafür aber zu klein und so beschlossen sie, die Leichen im Rohbau des Hauses von Christoph W. zu verbrennen. Zunächst jedoch fuhren sie zu seiner Freisinger Wohnung, wo sie sich ihrer blutverschmierten Kleidung entledigten und diese in der Mülltone entsorgten. Danach kehrten sie nach Notzing zurück und verfrachteten die Leiche von Franz R. in den Kofferraum von Christoph W.s Auto. Sie fuhren zum Rohbau und zündeten die Leiche mit Spiritus und Benzin an. Sie versuchten bis 2 Uhr in der Nacht, die Leiche zu verbrennen. Diese verkohlte jedoch nur und verbrannte nicht. Deshalb fuhren sie in ein nahegelegenenes Naherholungsgebiet und versuchten, die Leichen dort mit einer Schaufel und einem Spaten zu vergraben. Als ihnen dies aber ebenfalls nicht gelang, gruben sie schließlich eine tiefe Kuhle im Garten des Hauses in Notzing und versenkten die Leichen darin, bevor sie die Kuhle wieder zu schaufelten und mit Rindenmulch übergossen. Daraufhin fuhren die beiden zur Wohnung von Christoph W. nach Freising und legten sich schlafen.

Als sie zwei Tage nach der Tat, am Abend des 1. April 2012, am Haus in Notzing auf Carolin R.s Bruder trafen, und dieser Carolin R. eindringlich nach dem Verbleib ihrer Eltern fragte, verriet sie ihm, was genau vorgefallen war. Er alarmierte daraufhin die Polizei. Christoph W. floh mit seinem Auto, stellte sich jedoch kurze Zeit später in der Polizeiinspektion Erding der Polizei.[7][8]

Prozess gegen Christoph W.

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Am 29. Januar 2013 begann vor dem Landgericht Landshut der Prozess gegen Christoph W.[9][10][11] Christoph W. zeigte sich vor Gericht geständig und räumte die Tat ein.[12] Während des Prozesses attestierte eine psychische Gutachterin Christoph W. eine instabile Persönlichkeitsstörung sowie eine erheblich verminderte Steuerungsfähigkeit.[13] Der Prozess endete am 13. März 2013 mit der Verurteilung des Angeklagten wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe. Das Gericht stellte allerdings nicht die besondere Schwere der Schuld fest, womit eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren möglich wäre.[14][15] Sowohl Christoph W. als auch die Staatsanwaltschaft verzichteten darauf, Rechtsmittel gegen die Entscheidung des Gerichts einzulegen, somit wurde das Urteil sofort rechtskräftig.[16]

Prozess gegen Cornelia R. wegen versuchter Strafvereitelung

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Nach der Tat geriet auch Cornelia R. in den Fokus der Ermittlungen, da sie Christoph W. im Anschluss an die Tat dabei geholfen hatte, die Leichen ihrer Eltern zu beseitigen, nicht geflohen war und sogar noch bei ihm übernachtet hatte. Im Dezember 2012 wurde sie deshalb vom Landgericht Landshut zu einer Jugendstrafe von sechs Monaten wegen versuchter Strafvereitelung verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde.[17][18] Cornelia R. bestritt die Vorwürfe gegen sie im Laufe des Prozesses und legte gegen das Urteil Revision ein.[19]

Einzelnachweise

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  1. Julia Jüttner: Doppelmord in Notzing: Angeklagter zu lebenslanger Haft verurteilt. In: Der Spiegel. 13. März 2013, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. September 2024]).
  2. Doppelmord von Notzing: Angeklagter muss lebenslang in Haft. 13. März 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  3. n-tv NACHRICHTEN: 22-Jähriger bedauert Doppelmord. Abgerufen am 26. September 2024.
  4. Notzing-Mord: Das fordert der Staatsanwalt. 1. März 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  5. Doppelmord in Notzing: „Ihr habt mir meine Frau genommen“. 30. Januar 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  6. Julia Jüttner: Prozess zum Doppelmord in Notzing: Das seltsame Verhalten der Freundin. In: Der Spiegel. 29. Januar 2013, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. September 2024]).
  7. Doppelmord in Notzing: „Ihr habt mir meine Frau genommen“. 30. Januar 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  8. Julia Jüttner: Prozess zum Doppelmord in Notzing: Das seltsame Verhalten der Freundin. In: Der Spiegel. 29. Januar 2013, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 27. September 2024]).
  9. Akte an schier unglaublichen Grausamkeiten. 28. Januar 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  10. Prozessbeginn in Landshut: „Volle Verantwortung“ für den Tod der Eltern. 29. Januar 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  11. Christoph W.: "Ich bin selbst geschockt". 29. Januar 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  12. jot: Notzinger Doppelmord: Geständnis in Fesseln. 29. Januar 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  13. Notzing-Prozess: Psychiaterin sagt aus. 18. Februar 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  14. Julia Jüttner: Doppelmord in Notzing: Angeklagter zu lebenslanger Haft verurteilt. In: Der Spiegel. 13. März 2013, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. September 2024]).
  15. Doppelmord von Notzing: Angeklagter muss lebenslang in Haft. 13. März 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  16. Doppelmörder akzeptiert Urteil. 3. April 2013, abgerufen am 26. September 2024.
  17. Julia Jüttner: Doppelmord in Notzing: Cornelia R.s merkwürdiges Verhalten. In: Der Spiegel. 8. Februar 2013, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. September 2024]).
  18. Tochter wegen versuchter Strafvereitelung verurteilt. 20. Dezember 2012, abgerufen am 26. September 2024.
  19. Julia Jüttner: Prozess zum Doppelmord in Notzing: Das seltsame Verhalten der Freundin. In: Der Spiegel. 29. Januar 2013, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. September 2024]).