Benutzer:Otfried Lieberknecht/05

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Jacopone da Todi (eigentlich Jacopo de' Benedetti, lat. Jacobus de Benedictis, OFM, * zwischen 1230 und 1236 in Todi; † 1306 in Collazzone) war einer der bedeutendsten Vertreter religiöser italienischer Dichtung im Mittelalter.

Jacopone entstammte der umbrischen Adelsfamilie der Benedetti. Nach Studien, wahrscheinlich zeitweise in Bologna, übte er in seiner Vaterstadt zunächst den Beruf eines Advokaten oder Notars aus. 1267 heiratete er Vanna di Bernardino aus der Familie der Grafen von Coldimezzo, die jedoch schon im folgenden Jahr während eines Festes in einem Adelspalast in Todi beim Einsturz einer Decke auf tragische Weise ums Leben kam. Der Tod der Ehefrau, und der Legende zufolge die bei der Bergung des Leichnams gemachte Entdeckung, daß die Tote unter ihren Festkleidern heimlich ein härenes Bußgewand trug, bewirkten bei Jacopone dessen religiöse Konversion und Abkehr vom weltlichen Leben. Dem Vorbild apostolischer und franziskanischer Armut folgenden verschenkte er seinen Besitz an die Armen und trat nach einer etwa zehnjährigen Zeit der Kasteiung und Buße als Laienbruder in den Orden der Franziskaner ein, wahrscheintlich im Konvent von Pantanelli bei Terni.

Im ordensinternen Konflikt zwischen den Vertretern eines gemäßigten Pauperismus und den Spiritualen schloß er sich der letzteren Fraktion an und wurde bald zu einem ihrer Wortführer. Er soll nach dem Zeugnis von Angelus Clarenus Mitglied der Delegation gewesen sein, die die Spiritualen der Marche 1294 an den im Juli neugewählten Papst Coelestin V. entsandten und von diesem die Bestätigung als Pauperes heremitae domini Celestini erwirkten. Nachdem Coelestin bereits am 13. Dezember desselben Jahres wieder abdankte und am Heiligabend dessen Nachfolger Bonifaz VIII. gewählt wurde und die Verfügung seines Vorgängers bald wieder aufhob, machte sich Jacopone zu einem der schärfsten Kritiker der Kurie und des neuen Papstes. 1297 gehörte er mit zwei anderen Spiritualen zu den Unterzeichnern des ersten der beiden am 10. und 16. Mai an den Kirchentüren Roms angeschlagenen Manifeste, mit denen die mittlerweile von der Kardinälen Jacopo und Pietro Colonna angeführten und in Lunghezza bei Rom versammelten Gegner des Papstes dessen Absetzung und die Einberufung eines Konzils forderten. Mit den übrigen Unterzeichnern wurde er daraufhin am 23. Mai in der Bulle Lapis abscissus exkommuniziert, die auch die bereits am 10. Mai (In excelso throno) erfolgte Absetzung und Exkommunizierung der beiden Kardinäle noch einmal bekräftigte. Im September erklärte der inzwischen nach Orvieto ausgewichene Papst den Colonna den Krieg, den er im Dezember auch als Kreuzzug predigen ließ. Die militärischen Auseinandersetzungen, mit deren Führung der Papst Landolfo Colonna, einen Bruder seiner beiden Widersacher, betraut hatte, zogen sich bis zum Dezember des Folgejahres hin, bis die Aufständischen schließlich nach der Einnahme von Palestrina gefangengenommen werden konnten. Auch Jacopone gehörte zu den Gefangenen von Palestrina und wurde