Alberoni (Venedig)

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Alberoni (Venetien)
Alberoni (Venetien)
Alberoni
Die Lage von Alberoni in der Region Venetien am Ostrand der Lagune von Venedig

Satellitenbild mit der südlichen Lagune, oben das Historische Zentrum Venedig, rechts die Lidi und die Adria sowie die Durchfahrt von Malamocco, an deren Nordseite Alberoni liegt

Alberoni ist eine kleine Ortschaft am Südende des venezianischen Lido südlich von Malamocco, eine sogenannte Frazione. 2010 hatte sie rund 600 Einwohner und war damit die zweitgrößte Ortschaft auf der langgestreckten Insel zwischen der Lagune von Venedig im Westen und der Adria im Osten.

Der Name geht auf Alberoni, das antike Albaiones zurück, was etwa ‚weiße Dünen‘ bedeutet.[1]

Flora und Fauna

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Südlich von Alberoni befinden sich, zwischen einem Golfplatz und dem Badestrand auf der Adriaseite gelegen, die Dünen von Alberoni, die Dune degli Alberoni. Dabei handelt es sich um ein artenreiches, bewaldetes Dünengebiet, das unter strengem Schutz steht, und wo etwa Ziegenmelker zu finden sind, auch Nachtschatten genannt (Caprimulgus europaeus). Dieser nicht leicht zu findende „Succiacapre“ gibt ein in Tonhöhe und Lautstärke variierendes nächtliches Schnurren von sich,[2] bricht manchmal plötzlich ab, lässt dann ein mehrmaliges, kraftvolles Flügelklatschen hören.[3] Die lokalen, lichten Pinienwälder, feuchtes Grasland, der Krautbewuchs der „grauen Dünen“, bilden ein geeignetes Habitat für den Ziegenmelker, der hier brütet und nachts die zahlreichen Insekten jagt. Auch brütet im Schutzgebiet der Bienenfresser.[4]

Meeresschildkröten wurden 2010 vor Alberoni durch Mitarbeiter des WWF und von Helfern nachgewiesen.[5]

Der Leuchtturm Faro Rocchetta, auch Faro degli Alberoni genannt, und die Lotsenstation

Zwischen 1993 und 2022 fanden sich immer wieder Bruchstücke von römischen Schiffsrümpfen vor Alberoni, die Überreste von kleinen Schiffen darstellen (sutilis navis), die aus Ulmenholz bestanden und die ausschließlich in der nördlichen Adria nachgewiesen sind. Mittels Dendrochronologie konnten sie auf die Zeit zwischen 67 und 131 n. Chr. datiert werden.[6] Es handelt es sich um 25 größere Stücke eines Schiffes, deren längstes 3,2 m lang war, und zahlreiche Splitter eines römischen Plattbodenschiffes aus dem 2. Jahrhundert.[7]

Im 16. Jahrhundert wurde der Ort zur Abwehr der Osmanen stark befestigt, im 19. Jahrhundert entstand eine zweite Festung.

1872 wurden die heutigen Wellenbrecher gebaut, die letztlich nicht nur die Durchfahrt zwischen Adria und Lagune in beide Richtungen sicherten, sondern auch zur Ursache dafür wurden, dass sich die höchsten Dünen der Lagune auftürmten. Auch entstand in den nächsten Jahrzehnten ein etwa 30 ha umfassendes Waldgebiet.[8] Hinzu kam 1879 ein Leuchtturm, der Faro Rocchetta, von dem die Fähren nach Pellestrina ablegen. In dessen unmittelbarer Nähe siedelte sich die Corporazione Piloti dell’Estuario Veneto an.[9]

1883 wurde der Lido mit den Orten Lido, Malamocco und auch Alberoni nach Venedig eingemeindet. 1928 entstanden ein Seniorenheim und ein Krankenhaus der Kamillianer, 1930 ein Golfplatz. Der örtliche Golfplatz wurde von den Faschisten ausgesucht, um während Adolf Hitlers Besuch in Venedig vom 14. bis 16. Juni 1934 ihr Regime ins Licht zu setzen.[10]

Seit Beginn der Wirtschaftskrise 2007 sollen sowohl das Krankenhaus als auch das Grand Hotel Des Bains ganz oder teilweise in Appartements umgewandelt werden, von denen allerdings 2011 viele leerstanden.[11]

Die Dünen stehen unter Schutz und werden vom World Wildlife Fund und der Provinz betreut. Hinzu kommen Pinienwälder, die gleichfalls unter Schutz stehen.

Luchino Visconti dreht in Bagni Alberoni die Außenaufnahmen zu „Der Tod in Venedig“.

Fähre Ammiana

In Alberoni endet die Busverbindung Lido St. Maria Elisabetta - Alberoni. Eine Fähre verbindet den Ort mit der Insel Pellestrina und mit Chioggia am Südrand der Lagune von Venedig (Linie 11), das Fährterminal befindet sich nahe der Bushaltestelle und der Bus Linea 11 fährt dazu auf die Fähre. Auch verbinden Autofähren den Inselort mit dem Festland (Fusina). Eine Busverbindung zum Hafen besteht gleichfalls.

  • Paolo Perlasca: Biodiversità e natura sulle nostre spiagge : un approccio integrato per proteggere il biotopo degli Alberoni sul litorale veneziano, in: Alpes Italia XXIV (2018) 47–60.
  • Michele Pegorer, Paolo Perlasca, Stefano Castelli, Federico Secco: Il Succiacapre (Caprimulgus europaeus) nel biotopo degli Alberoni (Venezia, Lido), VI Convegno dei Faunisti Veneti 15 – 16 maggio 2010 Treviso (online, PDF und online, PDF).
  • Virgilio Giormani: I rifiuti di Venezia: una risorsa per il lido, in: Studi Veneziani LXXX (2019) 217–240.
Commons: Alberoni (Venedig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Ottagono Alberoni

  1. Wladimiro Dorigo: La via acquea endolitoranea fra Chioggia ed Equilo, in La laguna di Venezia, Cierre edizioni, 1995.
  2. Stimmbeispiel Schnurren bei xeno-canto.
  3. Stimmbeispiel xeno-canto: Ruf und Flügelklatschen.
  4. Francesco Scarton, Marco Baldin, Mario Scattolin: Nuovi dati sulla nidificazione del Gruccione Merops Apiaster Linnaeus, 1758 (aves) lungo i littorali della Laguna di Venezia: anni 2000-2002, in: Lavori - Soc. Ven. Scienze Naturali - 28 (2003) 17-19 (online).
  5. Nicola Novarini, Luca Mizzan, Lisa Poppi, Eddi Boschetti, Paolo Perlasca, Roberto Basso, Cecilia Vianello: Segnalazioni di tartarughe marine in Laguna di Venezia e lungo le coste venete - anno 2010 (reptilia, testudines), in: Bollettino del Museo di Storia Naturale di Venezia, 62 (2011) 147–155.
  6. Carlo Beltrame, Elisa Costa: Frammenti di scafo di nave romana “cucita” dal Lido di Venezia: analisi dendrochronologica, in: Annali del Museo civico di Rovereto. Sezione: Archeologia, storia, scienze naturali 39 (2024).
  7. Carlo Beltrame: La sutilis navis del Lido di Venezia. Nuova testimonianza dell’antica tecnica cantieristica a cucitura nell’alto Adriatico, in: Navalia. Archeologia e Storia, hgg. v. F. Ciciliot, Savona 1996, S. 31–53.
  8. Paola Virgilietti: Le dune costiere in Veneto: stato, gestione e prospettive, in: Studi costieri 17 (2010) 53–69, hier: S. 60.
  9. Website der Vereinigung mit Bildern des Ortes.
  10. Camilla Poesio: Hitler a Venezia : l'immagine del regime e della città nei primi anni trenta, in: Memoria e ricerca 43 (2013) 145–166.
  11. Nuove case a Venezia villette agli Alberoni, in: La Nuova di Venezia e Mestre, 25. März 2011.

Koordinaten: 45° 20′ 59″ N, 12° 19′ 26,6″ O